1835 Die „Feuerwerk-Revolution“

Der folgende Bericht über den Vorfall in Berlin ist auch ein Ereignis des Vormärzes, jedoch gab es hier im Gegensatz zur „Schneiderrevolution“ keine Rufe nach Reformen. Im Gegenteil. Diese „Revolution“ war einfach nur begründet durch eine übertriebene Polizeiaktion.
Am Tag des Königsgeburtstages war es Brauch, im Tiergarten Feuerwerkskörper zu zünden. Dies war zwar per Gesetz verboten, in den Vorjahren jedoch immer geduldet worden. Am 03. August 1835 wollten die Stadtbehörden das Verbot jedoch strickt umsetzen und als die ersten Raketen und Kracher gezündet wurden, erschien ein großes Aufgebot von Gendarmen im Tierpark. Es kam zu Handgreiflichkeiten und Tumulten, welche sich rasch durch das Brandenburger Tor in die Stadt verlagerten. Die Gendarmen riefen das Militär herbei und es kam zu heftigen Straßenschlachten, bei denen 72 Soldaten und Gendarmen verwundet wurden und mehr als 20 Zivilisten, von denen zwei später an ihren Verletzungen starben.

In den nachfolgenden Jahren ging man dazu über, jeglichen Volksaufstand im Nachhinein als Revolution zu benennen. Bei den Berliner Unruhen im Jahre 1835 waren die Auslöser, wie schon bei den „Schneiderunruhen“ 1830, weniger politische Beweggründe als das brutale Vorgehen der Ordnungs- und Sicherheitskräfte des Staates. Jedoch traten 1830 später politische Führer an die Spitze der Bewegung, in der Hoffnung, diese zu einer Revolution umzuformen, was aber an der Spontanität und Desorganisation des Aufstandes, wie auch an dem brutalen Vorgehen des Militärs scheiterte. Hätten die Unruhen 1835 länger gedauert als diesen einen Abend – vielleicht wäre auch hier wieder versucht worden, sie für größere Ziele zu nutzen?

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